Dezember-Blog

Headergrafik der Webseite zur Corona-Umfrag des Inklusionsnetzes Schaumburg (https://eigeninitiative-jetzt.de)

Headergrafik der Webseite zur Corona-Umfrag des INkluionsnetzes Schaumburg (https://eigeninitiative-jetzt.de)

Umfrage des Inklusionsnetzes aus Schaumburg

Das Inklusionsnetz aus Schaumburg führt im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung eine Umfrage durch und bittet um Teilnahme. Mit dem Lockdown durch die Corona-Pandemie sind zwar viele professionelle Hilfen weggebrochen, doch durch Eigeninitiave, Selbsthilfe und durch Dritte entstanden neue Aktivitäten.

Die Umfrage will genau diese Unterstützungsangebote ausfindig machen. Aus den Ergebnissen soll eine Handreichung entstehen, die zum Beispiel in der Zukunft an Menschen mit psychischen Krisenerfahrungen ausgehändigt werden kann, sozusagen als mutmachende Beispiele.

Unter https://eigeninitiative-jetzt.de kommt man zur Umfrage. Der Zeitraum der Umfrage erstreckt sich noch bis zum 11. Dezember 2020. Die Umfrage dauert etwa acht Minuten und ist anonym. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ein persönliches Interview durchzuführen. Dazu schicken Sie einfach eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an mittendrin@depressionen-hannover.de.


Headergrafik der Webseite von bipolaris e.V. (www.bipolaris.de), einem der beiden Gewinner des DGPPN-Antistigma-Preises 2020.

Headergrafik der Webseite von bipolaris e.V. (www.bipolaris.de), einem der beiden Gewinner des DGPPN-Antistigma-Preises 2020.

Headergrafik der Webseite von “Irre menschlich Hamburg e.V.”, einem der beiden Gewinner des DGPPN-Antistigma-Preises 2020.

Headergrafik der Webseite von “Irre menschlich Hamburg e.V.”, einem der beiden Gewinner des DGPPN-Antistigma-Preises 2020.

DGPPN-Antistigma-Preis: ein Zeichen gegen Vorurteile und Ausgrenzung

Menschen mit psychischen Erkrankungen haben in Deutschland noch immer mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Dagegen setzt der DGPPN-Antistigma-Preis ein Zeichen (DGPPN = Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde).

Den ersten Preis in Höhe von 6000 Euro teilen sich die beiden Organisationen bipolaris e.V. und Irre menschlich Hamburg e.V. bipolaris ist eine Selbsthilfevereinigung für Manie und Depression in Berlin-Brandenburg. Unter dem Motto „Bewegung für die Seele“ engagiert sich der Verein unter anderem dafür, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen sportliche Aktivität als Unterstützung und ergänzende Therapie kennenlernen. Irre menschlich wird für sein langjähriges Engagement für den Trialog (die Zusammenarbeit von Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten) ausgezeichnet. Aktuelles Beispiel ist ein Antistigma-Modul für Medizinstudierende.

Der zweite Preis geht ebenfalls an zwei Projekte: Zum einen an das Projekt „Jung und Freudlos – Psychiatrie im Podcast“, das seit zwei Jahren von Mitarbeitern der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Freiburg erfolgreich betrieben wird. Zum anderen geht der zweite Preis auch an die Filmemacherin Andrea Rothenburg aus Bad Segeberg für ihr Projekt „Psychiatrie-Filme“. Mit einem Anerkennungspreis wurde außerdem die AUDI AG für ihre Kampagne „Jeder hat Psyche. Warum nicht darüber reden?“ gewürdigt.

Weitere Informationen zu den Auszeichnungen gibt es unter https://www.seelischegesundheit.net.


Headergrafik der Webseite der Süddeutschen Zeitung

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SZ-Kommentar: Das quälende Warum

„Verwirrter Einzeltäter, psychisch krank – so heißt es häufig nach Gewaltverbrechen wie dem von Trier. Als wäre das eine Information von Wert. Dabei gibt eine etwaige Diagnose nur selten eine Antwort auf das Warum.“ Barbara Vorsamer setzt sich in ihrem Kommentar mit vorschneller Schuldzuweisung auseinander, die zu Diskriminierung einzelner Gruppen, wie z.B. Menschen mit psychischen Erkrankungen führt.

Die Kommentatorin nimmt den Fall der Amokfahrt in Trier zum aktuellen Anlass, die gängige Praxis in vielen Medien anzuprangern, die Information “psychisch krank” als schnelle Erklärung für schwer zu erklärende Gewaltverbrechen zu verwenden.

Im Zusammenhang mit dem Fall eines Mannes, der 2019 in Frankfurt aufgrund seiner paranoiden Schizophrenie ein Kind auf ein Gleis gestoßen hatte, weist die Autorin darauf hin, dass man selten die korrekte Bezeichnung forensische Psychiatrie für den geschlossenen Maßregelvollzg lese und stattdessen generell von “der Psychiatrie” geschrieben werde, in die Straftäter eingewiesen würden. Dies sei eine Stigmatisierung aller Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung professionelle Hilfe in einem psychiatrischen Krankenhaus suchen, da nur circa 1 Prozent dieser Millionen von Patienten verurteilte Straftäter seien.

Unbedingt Lesenswert: https://www.sueddeutsche.de/panorama/trier-gewaltverbrechen-psychisch-krank-kommentar-1.5136217


Logo und Headergrafik auf der Webseite https://link.springer.com

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Springer: Psychisch Kranke oft Opfer von Gewalt – auch in Kliniken

Geschlagen, vergewaltigt, bedroht – die meisten psychisch erkrankten Menschen haben in ihrem Leben bereits massive Gewalt erfahren. Davor sind sie auch in psychiatrischen Einrichtungen nicht sicher. Das berichtete zumindest der Springer-Verlag 2017 unter https://link.springer.com/article/10.1007/s15006-017-9185-5.

In der Diskussion um die Gewaltbereitschaft psychisch Kranker wird ein Aspekt oft wenig berücksichtigt: Solche Menschen sind weitaus häufiger Gewaltopfer als –täter, sagte Prof. Tilman Steinert von der psychiatrischen Klinik in Weissenau. Er führte eine eigene Studie zu dem Thema durch. Darin wurden 170 Patienten in Wiedereingliederungsmaßnahmen befragt– die Hälfte Frauen. Ein Großteil hatte eine psychotische Erkrankung. Im Schnitt waren die Patienten bereits elfmal in einer psychiatrischen Klinik gewesen.

Die Erhebung 2016 erfolgte anonym anhand eines umfangreichen Fragebogens und ohne persönliches Gespräch. Wie sich zeigte, war im privaten Umfeld 70 Prozent der Patienten schon einmal Gewalt angedroht worden, bei 37 Prozent wurde der Drohung mit einer Waffe Geltung verschafft. 51 Prozent hatten tatsächlich Gewalt erlebt, 41 Prozent um ihr Leben gefürchtet. Die Hälfte der Frauen berichtete von Vergewaltigungen.

Auch in psychiatrischen Kliniken erlebten die Patienten Gewalt: 56 Prozent beklagten eine Einweisung und 29 Prozent eine Medikation gegen den eigenen Willen. 38 Prozent nannten Fixierungen, 51 Prozent hatten schon mal Angst vor Mitpatienten, 17 Prozent erwähnten körperliche Angriffe und 21 Prozent sexuelle Annäherungsversuche. 11 Prozent berichteten von körperlichen Angriffen durch das Personal in den psychiatrischen Kliniken, 7 Prozent von sexuellen Übergriffen durch Mitpatienten.

Der Psychiater geht davon aus, dass negative Erlebnisse in der Psychiatrie, etwa durch Zwangsmaßnahmen, die Opferrolle der Patienten noch verstärken und sich ungünstig auf den Therapieerfolg auswirken.


Umschlagbild des Buches “Muträuber – Hugo und Zugo besiegen die Angst” von Johannes Traub, Wiebke Alphei und Suse Schweizer aus der Reihe “Kids in Balance” des Psychiatrie-Verlags.

Umschlagbild des Buches “Muträuber – Hugo und Zugo besiegen die Angst” von Johannes Traub, Wiebke Alphei und Suse Schweizer aus der Reihe “Kids in Balance” des Psychiatrie-Verlags.

Buchbesprechung: „Muträuber - Hugo und Zugo besiegen die Angst“

Das Kinderbuch „Muträuber - Hugo und Zugo besiegen die Angst“ von Johannes Traub, Wiebke Alphei und Suse Schweizer schildert den Kampf zweier Räuberkinder gegen die Angst. Zugo fürchtet sich vor dem dunklen Weg hinter der Räuberhöhle, vor Spinnen und Füchsen und vor allem vor Brüll und Gröl, den fiesen Räuberzwillingen. Hugo hat keine Angst, weiß aber nicht, wie man mutig wird. „Mutig ist, wer Angst vor etwas hat und es trotzdem macht“, erklärt der Räubervater. Und so lernt Zugo, angefeuert von Hugo, sich der Angst zu stellen. Auf der riesig hohen Rutschbahn erleben sie, wie die Angst kleiner wird und der Mut wächst, je öfter sie hinunterrutschen.

Das Buch ist liebevoll illustriert und eignet sich für Kinder ab fünf Jahren. Es ist unter der ISBN 978-3-86739-188-7 in der Reihe “Kids in Balance” im Psychiatrie-Verlag erschienen und kostet 17 Euro. (https://psychiatrie-verlag.de/product/mutraeuber/)